GFK Forschungsreise Himmelfahrt 2024 - Bericht

von Jutta Walter und Regine Reinhard

Aufgrund der positiven Stimmung bei den GfK-Intensiv-Tagen im Oktober 2023 im Haus Schnede hatte ein Team aus Teilnehmenden zu einem zusätzlichen Treffen im All-Leader-Format über Himmelfahrt 2024 im Gutshaus Belitz bei Rostock eingeladen. Dort verbrachten 20 Teilnehmende vier inspirierende, verbindende Tage. Von den Teilnehmenden waren fünf "Neue", die zum ersten Mal bei einem GfK-Intensiv-Seminar des GfK-Vereins Hamburg dabei waren.

Vereinbarungen für ein gutes Miteinander

Das Vorbereitungsteam hatte den Einstieg mit Spielen zum gegenseitigen Kennenlernen sowie eine Einführung in den All-Leaderprozess und zu Entscheidungsprozessen in der Gruppe vorbereitet.
Am ersten Vormittag ging es weiter mit Vereinbarungen über Entscheidungen, Moderationsbedarf, zu Unterstützungssystemen (z.B. Empathieengel, Stilleminuten) und der Organisation von Angeboten. Bei Entscheidungen haben wir auf die bewährte Methode der Vorjahre zurückgegriffen: Systemisches Konsensieren. Dies übten wir bei allen kleinen und größeren Entscheidungen, die nötig waren, sei es über die Frühstückszeit, die Dauer des Plenums oder bei Gesprächen über die Prozesse Einzelner, die ebenfalls in der Gruppe stattfanden.

Ein nobles Ambiente mit Herz

Am Nachmittag trafen sich erstmals die Homegroups. Das Los hatte Vierergruppen zusammengebracht. Bei gemeinsamen Empathiespaziergängen erkundeten wir zugleich den ausgedehnten Gutspark mit rosa blühenden, duftenden Kastanien, weiten Wiesen voller Pusteblumen und herrlichen Blicken auf die Frühlingslandschaft drumherum. Sonniges Wetter begleitete uns während der Tage und ermöglichte es, draußen zu essen und viele Workshops im Park abzuhalten.
Die Fürsorge der Gutsherrin Frauke für unser leibliches Wohl und ihr Interesse an unseren GfK-Praktiken waren prägend für eine heimelige Atmosphäre im Haus, in der wir uns willkommen fühlen. Alf, unser „Ofenwächter“ aus der Gruppe, sorgte verlässlich für einen beheizten Seminarraum, den Salon. Drei Teilnehmerinnen vermissten für ihr Wohlbefinden zentralbeheizte Zimmer. Das Gutshaus war für Filmaufnahmen auf den Originalzustand um 1900 zurückgebaut worden. Wir bestaunten die edle Einrichtung und einige nahmen allabendlich Wärmflaschen mit unter die dicken Daunendecken.

Das Gutshaus Belitz mit Freitreppe und Jugendstilornat

Gutsherrin Frauke erhält einen Daumen-Hoch fürs leckere Bio- Essen

 


Vielseitige Workshopangebote aus der Gruppe

Am Nachmittag fanden die Workshops "Die alte und die neue Landkarte der Gefühle" und "Malereien im Gutshaus einfühlend betrachten und erspüren" statt. 
Den gemeinsamen Tag rundeten wir nach dem Abendessen mit einer Befindlichkeitsrunde und dem bewährten "Feiern und Bedauern" ab, bei dem große und kleine Erlebnisse des Tages geteilt werden können. Anschließend beglückten wir ein Geburtstagskind mit wohltuenden Körpererfahrungen und genossen Zeit am Lagerfeuer. 

Zur einfühlsamen Kunstbetrachtung gehörte das Nachstellen der Bilder

Schatten, Sonne und gewiss Blütenduft beim Workshop im Park


Stephan am Klavier begleitet das Ständchen zu Haris Geburtstag im Salon

Lagerfeuer, Gitarre und Gesang, in den die Nachtigall einstimmte


Soziokratische Prozesse als gelebte GfK

An allen Vormittagen startete das Plenum mit einem "Remembering", einem Gedicht oder einer Kurzgeschichte, die eine Teilnehmerin mitgebracht hatte. Jeanny hatte einen scheinbar unendlichen Fundus dabei.

Am Freitagvormittag nahmen wir uns Zeit, unter Anleitung von Ruth eine soziokratische Wahl für die Moderation zu erproben.
Nach einer Runde, in der sieben Teilnehmende mit Begründung für die Moderation vorgeschlagen worden waren,  wurden Annett und Regine als Moderatorinnenteam gewählt.

An dem Tag gab es neben einer "Anleitung zum Holzhacken" durch die Gutsherrin Frauke nachmittags in zwei Zeitfenstern Workshops:

  • Bitten üben,
  • ein Neugierspiel, bei dem es darum geht, viele Facetten im persönlichen Kontakt wahrzunehmen und sich besser kennenzulernen,
  • gemeinsames, intuitives Zeichnen und
  • eine Arbeitsgruppe zur Reflexion unserer Strukturen.

Miteinander Zeichnen mit Einfühlung, stillen und heiteren Interaktionen

Wolfgang und Astrid entdeckten die wohltuende Wirkung des Holzhackens


Gemeinsames Überdenken der GfK-Intensiv-Seminarstruktur

Bei dem Treffen wandten wir die Methode der Kreismoderation an, d.h. wir sprachen nacheinander im Kreis, damit alle gleichermaßen beitragen konnten. Folgende Punkte kristallisierten sich dabei für uns als besonders wichtig heraus:

  • Wir möchten unsere gemeinsame Zeit mit Verbindung verbringen. Plenum ist nicht gleich Orga. Orga ist wichtig, wird aber schnell zu viel. Könnte ein Orgateam das Plenum entlasten?
  • Können wir ein ungefähres Seminarraster vorgeben, um Zeit für Vereinbarungen diesbezüglich zu sparen?
  • Wir möchten das Spüren einladen, uns auf Bedürfnisse fokussieren und uns ggf. gegenseitig daran erinnern.
  • Jede Wortmeldung kostet Zeit und Energie, und die sind endlich. Wie können wir sie wieder auffüllen? Energiewächter:innen könnten bei Bedarf kurze Breaks, z.B. für Energizer, kurze Dyaden oder Triaden, Stilleminuten durch Anschlagen einer Zimbel… initiieren.
  • Die Aufgabe All-Leader ist groß und nicht mal eben erledigt. 4 Tage sind dafür zu wenig. Wir brauchen mehr Geduld und Zeit.
  • Wir möchten beim nächsten Mal mit ausgiebigen Verbindungsspielen starten. Wenn wir uns zu Anfang gegenseitig und die Gruppe gut kennenlernen, erleichtert das spätere Prozesse.
  • Klarheit schaffen: Worum geht es jetzt gerade? Prozesse - inhaltliche Arbeit - Orga - Gemeinschaftsbildung?

Rituale des Wohlbefindens

Das tägliche gesunde Frühstück mit Obst, Getreidebrei und noch viel Mehr im sonnigen Wintergarten war ein guter Start in den Tag, wie dies hier Jürgen, Keijo, Wolfgang, Christine und Annett (von links) genießen.

Am Samstagvormittag erprobten wir in einem Workshop von Jürgen und Keijo einen Teil der Methode der radikalen Therapie, ein strukturiertes Programm, das vielfach in selbstorganisierten Frauen- und Männergruppen angewendet wird.
Dabei wurde uns deutlich, wie klare Strukturen Freiräume für das Wesentliche schaffen können, wie beglückend der Fokus auf Gutes und wie entlastend ritualisierter Selbstausdruck sein kann.

Empathisches Miteinander üben

Am Samstagnachmittag fanden Workshops zum "Empathisch Nein-Sagen" und zur "Heilenden Würdigung" statt.
Abends saßen wir draußen mit der Gutsherrin und ihren Freunden zusammen, die als Kochteam viel Anerkennung erhielten.
Am letzten Vormittag trafen sich nochmal die Homegroups, und einige nahmen sich Zeit für Dyaden zu dem Thema: "Wenn du dich zeigst, was taucht auf?" oder "Wenn du so tust als ob, was taucht auf?"

Insgesamt kamen nicht alle Workshopangebote zum Tragen, weil die Zeit dafür nicht gereicht hat. Hier ein paar Begriffe aus der folgenden Abschlussrunde: erfüllt/ aufgeladen/ glücklich/ genährt/ getragen/ konnte mich zeigen ohne Scham/ Format hilfreich und wertvoll für mich/ es ist Gemeinschaft entstanden/ schade, dass die Lebendigkeit der Wölfe gefehlt hat/ zu viel Zeit im Plenum hat gestresst/ zu wenig gefeiert/ ich konnte entspannt beitragen/ ich habe Energie und Kraft gefunden/ Geborgenheit im Haus/ hat mir viel gegeben, dass ich wachsen kann/ "Neue" haben sich integriert und Verantwortung übernommen...


Ein Kreistanz auf dem Rasen rundete die Forschungsreise ab.

Einige Teilnehmende fanden sich ganz am Ende noch einmal zum (Teil-) Gruppenbild zusammen

 


 

© für alle Bilder: Carola Higgelke